Barockbibliothek

Das imposante Eingangsportal im Klausurgang des Klosters gibt einem fast schon das Gefühl, den Weg in den Himmel der Wissenschaften zu nehmen. Flankiert ist es von den allegorischen Figuren Weisheit und Religion. Sie sind genauso eine Arbeit von Franz Josef Ignaz Holzinger wie jene Skulpturen im Inneren der Bibliothek, die ganz locker die Decke zu halten scheinen.

Gleichzeitig mit der Klosterkirche veranlasste Abt Roman II. Märkl (1706 – 1729) in den Jahren 1722 bis 1726 den Ausbau und die barocke Gestaltung der Bibliothek. Damit beauftragt waren der Stuckplastiker Holzinger und der Freskant Innozenz Waräthi. Der Straubinger Schreiner Jakob Schöpf schuf die Bücherschränke.

An die 35.000 Bücher sind heute darin zu finden. Sie gehörten nicht zum Originalbestand, da dieser durch die Auflösung der Abtei Eigentum des Staats oder verkauft wurde. Größter Schatz ist das Mettener Antiphonar von 1437 mit den Texten und Melodien aller Gesänge des Stundengebets. Auch jene Quittung von 1715 wird in einer der Vitrinen aufbewahrt, die – mit einem Siegel versehen – belegt, dass Cosmas Damian Asam für die Fertigung des Gemäldes am Hochaltar 500 Gulden erhalten hat.

Der Blick nach oben zu den Deckenfresken lohnt sich. So sind dort etwa im Hauptraum die großen kirchlichen Gelehrten Thomas von Aquin und Bonaventura einander gegenübergestellt. Thomas will von seinem Gesprächspartner auf Latein wissen, was denn der Ursprung der Wissenschaft sei. Möchte der Besucher die Antwort erfahren, muss er sich um 180 Grad drehen, um den Text lesen zu können. „Die Weisheit kommt vom Kreuz“, lautet die Lösung, und gleichzeitig wird dem Betrachter der Blick auf dieses eröffnet.

Auch die vier abendländischen Kirchenväter Augustinus, Ambrosius, Gregorius und Hieronymus, neben dem friedlich sein Löwe ruht, sind verewigt, wie sie über ihren schriftlichen Arbeiten sitzen. Die Mystikerinnen Gertrud und Mechthild von Helfta haben ebenfalls zur Feder gegriffen und scheinen aufzunotieren, was ihnen Christus höchst selbst diktiert. Am Schreiben sind auch die Evangelisten, um die Botschaft Jesu für die Nachwelt festzuhalten.

Für Staunen sorgt ein Fresko, das die Kirche in Gestalt einer Frau mit Papstkrone darstellt. Sie setzt sich gegen die Reformatoren Luther, Calvin, Zwingli und Melanchthon zur Wehr.

Wer selber schreibt, sollte auch die Klassiker der Antike kennen. So zeigen die Fresken im nördlichen Seitenraum unter anderen Hieronymus bei der Cicero-Lektüre, während sich Odo von Cluny mit Vergil beschäftigt. Der heilige Benedikt ist dagegen dabei mit Hilfe einer Engelschar seine berühmte Regel zu verfassen.

Im südlichen Seitenraum geht es eher erbaulicher zu. Dort sieht man weibliche Heilige als Vertreterinnen der Tugend nach dem Vorbild Mariens und männliche Heilige, die Christus nacheifern. Gleichzeitig sind die acht Seligkeiten den sieben Hauptsünden gegenübergestellt.

Die Leitidee dieses Freskenprogramms, wie auch der Stuckdekorationen ist, dass die höchste zu erstrebende Weisheit nicht allein aus Büchern und wissenschaftlichen Studien erlangt werden kann. Die wahre Erkenntnis liegt vielmehr in der göttlichen Gnade der Offenbarung, und der Glaube steht über dem Wissen.

Die Barockbibliothek ist nur mit Führung zugänglich.