Pater Stephan Haering
Als Experte für Kirchenrecht wurde allseits der Mettener Pater Stephan Haering geschätzt. Seit 2001 war er Inhaber des Lehrstuhls für Kirchenrecht, insbesondere Verwaltungsrecht sowie Kirchliche Rechtsgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Jura habe ihn schon immer interessiert, sagte der 1959 in Grafenau geborene Haering: „Wenn ich mich nicht fürs Kloster entschieden hätte, wäre ich wohl Rechtsanwalt geworden.“
So aber trat er 1978 gleich nach dem Abitur am St. Michaels-Gymnasium in Metten in den Benediktinerorden ein, studierte Theologie und wurde 1984 zum Priester geweiht. Zudem absolvierte er ein Studium der Geschichte und Germanistik. Im Recht sah er keinen Gegensatz zur christlichen Nächstenliebe, Recht sei vielmehr „das Minimum an Liebe“, das einem Menschen geschuldet wird und damit Schutz für den Schwächeren.
Von 1997 bis 2001 war der Pater Ordentlicher Universitätsprofessor für Kirchenrecht in Würzburg, danach folgte der Ruf nach München. Zudem war Haering Richter am Erzbischöflichen Konsistorium und Metropolitangericht München, Berater der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Mitglied der Arbeitsgruppe Kirchenrecht der Deutschen Bischofskonferenz und Geschäftsführender Herausgeber und Schriftleiter der Zeitschrift „Archiv für katholisches Kirchenrecht“.
Papst Benedikt XVI. berief ihn im Oktober 2005 als Mitarbeiter des Sondersekretariats für die XI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode. Haering war Mitherausgebern des Lexikons für Kirchenrecht und Autor vieler kirchenrechtlicher sowie kirchen- und ordenshistorischer Schriften. Seit 2007 gehörte er dem Hochschulrat der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) an, der einzigen katholischen Universität im deutschsprachigen Raum.
Die klösterliche Gemeinschaft war für Pater Stephan im wahrsten Sinn des Wortes „Familie“. Denn auch sein sechs Jahre älterer Bruder trat nach seinem BWL-Studium 1979 dem Benediktinerorden bei. Pater Markus Haering ist als Cellerar für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Konvents verantwortlich. Er unterrichtet am Gymnasium Wirtschaft- und Rechtslehre.
Er starb völlig überraschend am 18. 11. 2020 in München.